Brutale Bande wurde dingfest gemacht

Auch die nächste Tat sorgte für Aufsehen. In den Nachmittagsstunden eines Werktages hielten sich in einer Gaststätte am Alten Deichweg zwei Heranwachsende auf. Es kam zum Streit, der eine zog ein Messer und stieß es seinem Kontrahenten in den Rücken, dabei drehte er das Messer in der Wunde. Das Opfer erlitt er so schwere Verletzungen, dass es zeitlebens auf den Rollstuhl angewiesen ist.

Eine „Aussetzung“ mit Folgen für den Gastwirt: Auch ein Gastwirt kann mit dem Gesetz in Konflikt kommen. In diesem Fall hatte er einen angetrunkenen Gast, der kurz vor dem Einschlafen war, am Tresen sitzen. Den wollte er nun loswerden und warf ihn kurzerhand aus seinem Lokal. Der Gast, ein Seemann aus Bremerhaven, torkelte durch die Straßen im Rotlichtmilieu und blieb schließlich auf dem Gehweg in der Deichstraße vor dem damaligen Ordnungsamt liegen. Beim Sturz hatte er sich erhebliche Gesichtsverletzungen zugezogen. Die Polizei und die Staatsanwaltschaft nahmen die Ermittlungen auf.

Im Strafgesetzbuch gibt es den § 221 (Aussetzung), der besagt, dass eine Person, die einen Menschen in eine hilflose Lage versetzt und ihn dadurch einer schweren Gesundheitsschädigung aussetzt, mit einer Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren bestraft werden kann. Es kam tatsächlich zur Anklage. Der Gastronom wurde vom Schöffengericht beim Amtsgericht Cuxhaven zu einer Geldstrafe von 10 000 DM verurteilt.

Anfang der 90er-Jahre konnte die Polizei nach einem halben Jahr Ermittlung eine 22-köpfige Bande dingfest machen, die bei insgesamt 60 Raubtaten und Einbruchsdiebstählen Gegenstände im Gesamtwert von 250 000 DM mitgehen ließ. Brutale Bande im „Milieu“ zu Hause Die Kontakte unter den Bandenmitgliedern und die Vorbereitung von Straftaten erfolgten in einer Gaststätte im Rotlichtmilieu. Die Zusammensetzung der Bande war international. Zu ihr gehörten Deutsche, Türken, Libanesen Jugoslawen und Marokkaner. Haupttäter war ein 21-jähriger Deutscher, der im Viertel nicht unbekannt war. Die Täter waren gewalttätig und skrupellos.

So wurde ein 78-jähriger Geschäftsmann, der seinen Laden in der Kapitän-Alexander- Straße hatte, in der Deichstraße beim Gang in seine Wohnung brutal überfallen und schwer verletzt. Die Täter raubten seine Aktentasche mit 7000 DM. Drei dieser Täter überfielen in der Schillerstraße vor dem Geldautomaten einen Angetrunkenen, packten ihn ins Auto und fuhren auf der Autobahn in Richtung Debstedt. Die Täter raubten den Mann aus und ließen ihn auf einem Rastplatz zurück.

Diese Tätergruppe schreckte auch nicht vor einem Raub in einer Gaststätte im Rotlichtmilieu zurück. Maskiert wurde der Wirt mit einer Waffe bedroht. Die Täter flüchteten ohne Beute, weil plötzlich andere Gäste das Lokal betraten. Auch gegen die eigenen Mitglieder ging die Bande brutal vor. Weil einer der Täter angeblich bei der Polizei „gesungen“ hatte, schleppten ihn seine Kumpane zum Deich und schlugen ihn mit einem Gürtel so schwer zusammen, dass er erheblich verletzt wurde.

Ein Cuxhavener Kaufmann ließ sich mit gestohlenen Zigaretten aus einem Einbruch im Wert von mindestens 15 000 DM beliefern. Das meiste Geld aus den Einbrüchen und Überfällen gaben die zumeist arbeitslosen Männer im Cuxhavener oder Bremerhavener Rotlichtmilieu schnell aus, verzockten es oder verbrauchten es für den eigenen Drogenkonsum.