Ein Mord im Bordell

Im 1. Obergeschoss des „Treffpunkts“ geschah der Mord an der Prostituierten
Die pensionierten Kripobeamten Uli Wittenberg (links) und Willy Meyer

Uli Wittenberg, pensionierter Kriminalbeamter, war jahrzehntelang für den Bereich Todesermittlung bei der Kripo Cuxhaven zuständig und hat nicht nur in Cuxhaven, sondern auch außerhalb unserer Hafenstadt mit großem Erfolg bei vielen Mordkommissionen mitgewirkt.

Er kann sich noch an die Anfänge des ersten offiziellen Nachkriegsbordells, den „Treffpunkt“ in der Fahrenholzstraße, erinnern. Im Parterre befand sich eine Showbühne, linksseitig vom Eingang der Tresen mit im Raum verteilten Animiertischen.

Nach dem „Kennenlernen“ gingen die Damen mit ihren Freiern auf die Zimmer im ersten Obergeschoss des Hauses. Die Hoffenster waren mit Gitterverstrebungen abgesichert. Ein jüngerer Mann hatte seine „Dame“ auch am Tresen kennengelernt und ging schließlich mit ihr nach oben. Nach längerer Zeit kam er allein zurück, rüttelte am Gitterfenster und rannte dann ziemlich aufgeregt am Tresen vorbei nach draußen. In ihrem Zimmer wurde die Prostituierte tot aufgefunden. Medizinische Untersuchungen ergaben, dass sie erdrosselt wurde. Es gab Täterhinweise, die Sofortfahndung verlief erfolgreich. Der Täter, ein Soldat, konnte in seiner Unterkunft in der Kasernenstraße festgenommen werden.

Uli Wittenberg erinnert sich noch gut an den Seemann, der irgendwann kurz nach Mitternacht auf der Dienststelle in der Friedrich- Carl-Straße erschien und angab, auf der „Alten Liebe“ eine Frau getötet und anschließend dort ins Wasser geworfen zu haben. Die Frau hätte er in einer Kneipe im Cuxhavener Rotlichtmilieu kennengelernt. Die Kripo startete auf der Elbe eine große Suchaktion, jedoch erfolglos. Nach einiger Zeit fragte der in der Zelle Einsitzende, ob sein Fischdampfer wieder ausgelaufen wäre. Das wurde bejaht. „ Da bin ich aber froh“, sagte er und jetzt erzählte der Seemann die wahre Geschichte. „Auf der letzten Schiffsreise, es war auch meine erste auf einem Fischdampfer, haben mich die Besatzungsmitglieder nur geärgert. Ich bin eigentlich sehr sensibel und wollte auch mit denen nicht mehr rausfahren. Deshalb fiel mir die Mordgeschichte ein“, sagte er.

Auch mit solchen Vorgängen musste sich die Kripo beschäftigen, eine Anzeige wegen „Vortäuschung einer Straftat“ war ihm sicher. Im Rotlichtviertel gab es oft heftige Schlägereien. Mit solch einem Vorfall hatte Wittenberg auch zu tun. Vor dem Tanzlokal „Stadt Hamburg“ in der Deichstraße gerieten zwei Seeleute aneinander. Der eine schlug heftig zu, sein Kontrahent fiel nach hinten auf den Gehweg und erlitt eine tödliche Schädelhirnverletzung.

Bekannt und beliebt war im Rotlichtmilieu der Kripobeamte Willy Meyer, auch Kripo-Meyer genannt. Ein rauer Typ, aber trotzdem herzlich machte er sich durch sein persönliches Engagement bei seinen „Kunden“ einen Namen. 1931 in Berlin geboren, ging er 1951 zur Schutzpolizei, später in Hannover zur Kripo und kam schließlich 1964 nach Cuxhaven. Deutscher Polizeimeister im Boxen gewesen Meyer, 1953 deutscher Boxpolizeimeister, ermittelte auch im Cuxhavener Rotlichtviertel und konnte so manche Raubtat aufklären.

Meyer und Wittenberg waren sehr erfolgreich in ihrem Beruf. Zu den Höhepunkten gehörte auch die Festnahme des Schweizers Anton K., der am 15. November 1973 den siebenjährigen Sohn des damaligen Karstadt-Geschäftsführers Klaus Günter Stange kidnappte. Nachzulesen im Buch „Küstenklatsch und Strandgeflüster“ des CNRedakteurs Christian Mangels. Ganz besonders mochte ihn ein Cuxhavener Kunstmaler, der das Konterfei von Kripo-Meyer an einer Wand der Gaststätte „Schwäbischer Hof“ in der Neuen Reihe verewigte. 1991 wurde er pensioniert, den letzten Dienst versah Willy Meyer als stellvertretender Dienststellenleiter beim Kriminalkommissariat Schiffdorf.