Peter Mordhorst errinnert sich an das Cuxhavener Rotlichtviertel

Es gibt viele Bücher und auch Hefte über Cuxhaven und seine Stadtteile. Auffallend ist, dass ein Bereich bislang kaum erwähnt wurde, obwohl sich gerade hier besondere Geschichten ereigneten. Ich meine das Cuxhavener Rotlichtviertel, auch etwas abwertend Petroleumviertel genannt, mit spannenden und abenteuerlichen, aber auch amüsanten Ereignissen.

Heute ist in dem Gebiet um die Deich und Fahrenholzstraße, Neue Reihe und Alter Deichweg eine gewisse Ruhe eingekehrt, in früheren Jahrzehnten tobte hier das Leben. Früher sprach man von dem „Nachtjackenviertel“.

Wenn von dem Nachtjackenviertel gesprochen wird, denkt man besonders an die Gaststätte „Elbe 1“ im Alten Deichweg. Diese Lokalität befindet sich in einem Gebäude, das zu den ältesten in Cuxhaven gehört. 1854 ließ der Schiffshändler Peter Hermann Diek dieses Haus bauen.

Ca. 40 Jahre war hier das Café Oest untergebracht und seit 1954 befindet sich dort die Gaststätte „Elbe 1“. Der Besitzer Bernd Kück erzählte von der Übernahme durch seinen Vater, der in der Deichstraße auch den Imbiss „D-Zug“ betrieb. „Elbe 1“ war zum damaligen Zeitpunkt die einzige Lokalität in Cuxhaven, die 24 Stunden am Tag geöffnet hatte. Das war nur möglich, weil in drei Schichten gearbeitet wurde.

Wirte kannten das Milieu

Einzelheiten selbst zu Straftaten machten schnell die Runde

Bernd Kück fand für seine Gaststätte Wirte, die das Milieu kannten und „mit den Gästen umgehen konnten“. Das war sehr wichtig, denn hier trafen sich Besatzungen von Fischdampfern und natürlich auch andere Seeleute, aber auch Cuxhavener Kriminelle, die alle einen rauen Ton liebten.

Ungemütlich wurde es auch, als dort die isländischen Fischer erschienen und mit dem Alkohol nicht unbedingt auf Kriegsfuß standen. Verbale Streitigkeiten und manche Schlägerei Es gab verbale Streitigkeiten, aber auch so manche Schlägerei. Die Wirte konnten nicht immer schlichten, dann war die Polizei gefordert und so landeten viele in der Ausnüchterungszelle des damaligen Polizeigebäudes in der Friedrich-Carl-Straße.

In Erinnerung bleibt mir, dass so manche Straftat aus dem Bereich Raub- und Eigentumskriminalität in der Gaststätte von Kripobeamten geklärt werden konnte, denn in lockeren Unterhaltungen waren hinweisgebende Gäste immer sehr gesprächig.

Dazu passt ein Fall, der sich Anfang der 80er-Jahre ereignete. Bei einem spektakulären Einbruch in eine Schlachterei im Cuxhavener Mühlenweg wurde im Büroraum der Tresor aufgebrannt. Die Täter entwendeten eine große D-Mark- Summe – im fünfstelligen Bereich–, zudem entstand erheblicher Sachschaden. In der Gaststätte „Elbe 1“ wurde mit dieser Tat geprahlt. Tage später hielt sich ein Kripomann dort auf und erfuhr von einem Gast Einzelheiten. Die Täter konnten ermittelt und festgenommen werden. In der Vernehmung gaben sie dann noch weitere Einbruchsdiebstähle zu und wurden schließlich vom Amtsgericht Cuxhaven zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.