Mord im Milieu sorgte für Aufsehen

Drei pensionierte Cuxhavener Polizeibeamte können sich noch gut an die alte Zeit im Cuxhavener Rotlichtviertel erinnern. Edo Rieken und Reinhard Steinkopf versahen erstmals in den 60ern ihren Dienst beim Polizeirevier in Cuxhaven, später Anfang der 70er folgte Heinz Schwarz.

Es war schon eine andere Zeit, als bis zu 30 Fischdampfer im Hafen lagen. Die Besatzung dieser Schiffe, die sich nur ein paar Tage im Hafen befanden und dann wieder auf die Nordsee, nach Grönland und sogar bis Neufundland fuhren, hielt sich natürlich auch in den bekannten Cuxhavener Seemannskneipen auf. Die Seemänner kamen aus allen Bundesländern, viele aus Nordrhein-Westfalen. Unter diesen Seeleuten waren auch Fischer, die mit Haftbefehl gesucht wurden. Dann war die Cuxhavener Polizei in der Pflicht. Sie musste die Haftbefehle vollstrecken, die Gesuchten festnehmen. Es gab Fälle, wo so mancher seiner Festnahme entgehen wollte und ins Hafenbecken sprang. Alle wurden wieder herausgefischt und nach der „Rettung“ gleich dem nächsten Haftrichter vorgeführt.

Die Polizei war in den 60er-, aber auch noch in den 70er-Jahren im Rotlichtviertel stark gefordert. In jeder Nacht gab es mehrere Schlägereien, die Ausnüchterungszellen im Keller des Polizeigebäudes waren immer gefüllt. Erwin S. und Erwin P. waren bei vielen Schlägereien beteiligt und entwickelten sich zu Stammkunden der Cuxhavener Polizei.

Es gab nicht nur Schlägereien, auch Sachbeschädigungen von erheblichen Ausmaßen. So zertrümmerte der Steuermann eines Fischkutters die einzige Telefonzelle im Viertel, tagelang war der öffentliche Fernsprechverkehr stillgelegt. Die Ehefrau lag erschlagen in ihrem Bett

Reinhard Steinkopf erzählte von einem Mord im Milieu, Mitte der 60er-Jahre. Ein im Rotlichtviertel Wohnender erschien volltrunken auf der Polizeiwache und lallte etwas von „Ich habe meine Alte umgebracht“. Man glaubte ihm zunächst nicht und wollte ihn wieder fortschicken, fuhr dann aber doch zur Wohnung und stellte fest, dass seine „Alte“ mit einem Beil erschlagen im Bett lag.

Den Polizeibeamten ist auch noch Edo Ziemendorff in Erinnerung, Besitzer von Tanzlokal und Gaststätte „Stadt Hamburg“ in der Deichstraße. Ziemendorff stand oft am Eingang seiner Lokalität und rauchte eine dicke Zigarette. Hier begutachtete er seine Gäste, unter denn sich auch viele Seeleute aus Bremerhaven und Finkenwerder befanden.

Die Beamten konnten sich an einen Seemann erinnern, der sich für eine Flasche Schnaps auf Händen (Handstand) vom Slippen in der Deichstraße bis zum Kaemmererplatz und zurück bewegte. Eine olympiareife Vorstellung.

Wenn über das Rotlichtmilieu gesprochen wird, darf der Name Rudi Garbe nicht fehlen. Ein Boxkampf zwischen zwei starken Fightern Edo Rieken und Reinhard Steinkopf konnten sich noch gut an diesen Polizeibeamten erinnern. Garbe kam aus Hamburg und war Ende der 40er-Jahre deutscher Polizeimeister im Schwergewicht. Es boxte zur damaligen Zeit mit seinem Verein „Polizei Hamburg“ gegen den zehn Jahre älteren Lokalmatador Ernst-August Mordhorst. Der Kampf ging in die Cuxhavener Boxgeschichte ein. Beide schenkten sich nichts, der Fight endete schließlich unentschieden.

Diesen Kampf sah auch der Polizeichef Jonny Schmitz. Schmitz sprach Garbe an, ob er nicht Lust hätte, sich nach Cuxhaven versetzen zu lassen. Der 1,93 große Modellathlet stimmte zu und verschaffte sich sofort Respekt im Milieu und war natürlich auch eine große Unterstützung für seine Kollegen auf dem Revier in der Friedrich-Carl-Straße.

Steinkopf und Schwarz waren bis zu ihrer Pensionierung im Bereich der Kriminalitätsbekämpfung tätig, Rieken zuletzt als Kontaktbeamter im Innenstadtbereich, wo man ihn oft in der Nordersteinstraße bei netten Gesprächen antreffen konnte.