Mit „Praline“ und „CN“ ins Milieu

Anfang der 80 er Jahre veröffentlichte die Zeitschrift „PRALINE“ eine Artikelserie mit dem Titel „Nachts in Deutschlands Städten“. Über viele deutsche Städte wurde bereits berichtet. Im November 1980 fragte die Praline-Redaktion bei der Kripoführung an, ob die Möglichkeit bestehen würde, die Kripo Cuxhaven bei ihren Ermittlungen im Rotlichtmilieu zu begleiten. Man war einverstanden.

Die teilnehmenden Beamten wurden für den späteren Artikel umbenannt. Willi Bayer, Manfred Horst und Peter Dippe waren die Beamten, die mit dem Praline- Reporter Jochen Fortmann Streife fuhren. Zunächst startete jedoch eine gemeinsame Aktion mit der Schutzpolizei.

Razzia in einer Diskothek. Die Disco wurde umstellt, die Hundeführer besetzten die beiden Ausgänge, drinnen ging ein Kripomann zum Discopult und sagte über die Anlage: „Meine Damen und Herren, hier spricht die Kriminalpolizei. Bitte bewahren sie Ruhe und zeigen sie auf Verlangen den Beamten ihre Ausweise.“ Zwei Mädchen, 14 und 15 Jahre alt und drei Jugendliche ohne Ausweis mussten mit zur Polizeiwache. Nach der Razzia begann die normale Streife durch die Altstadt, den Hafen und das Rotlichtviertel.

Praline- Reporter Fortmann schrieb später in seinem Artikel über Cuxhaven „Diese Stadt an der Elbmündung mit ihren 60000 Einwohnern und dem größten Fischereihafen Europas“. Waren das noch Zeiten.

Leicht bekleidete Mädchen warten auf Kunden, die Streife konzentrierte sich auf das Viertel um die Deich- und Fahrenholzstraße, wo vielen Kneipen, Stripteaselokale und Porno- Bars lagen. Dazu gehörte auch die „Symphonie-Bar“ in der Deichstraße. Hier warteten leicht bekleidete Mädchen auf ihre Kunden.

Gleich nebenan war das „Erotica“, wo auf der Leinwand Pornofilme liefen. Im „Treffpunkt“ in der Fahrenholzstraße zeigten fünf Tänzerinnen auf der Bühne harten Striptease. Als das Team wieder in den Wagen stieg, kam Alarm über die Einsatzzentrale: “Raubüberfall in der Deichstraße. Ein norwegischer Seemann wurde vor einer Sexkneipe krankenhausreif geschlagen und beraubt.“

Der Polizeisprecher gab über Funk eine Personenbeschreibung durch und sagte, dass es sich bei dem Täter um einen Italiener mit Vornamen Guiseppe handeln könnte. Es war nicht auszuschließen, dass sich der Täter noch im Milieu aufhielt. Deshalb wurden erst einmal die Kneipen überprüft. In der Unterhose wurden sie fündig Aufgrund eines Hinweises konnte der Räuber schließlich auf der Toilette in einem Pornofilmlokal gestellt und verhaftet werden. Das geraubte Geld fanden die Beamten in der Unterhose des Italieners.

Es gab in dieser Nacht noch Schlägereien und eingeschlagene Fensterscheiben in einem Privatpuff. Am 27.11.1980, Ausgabe 49, stand dann in der PRALINE ein Artikel mit folgender Überschrift: „Nachts in Deutschlands Städten- PRALINE Reporter Jochen Fortmann mit der Kripo Cuxhaven unterwegs im Rotlichtmilieu.

Ein Vierteljahr später meldete sich bei der Kriminalpolizei ein Mitarbeiter der Cuxhavener Nachrichten und fragte an, ob ein Redakteur an einer Streifenfahrt mit der Kripo teilnehmen dürfe. Das wurde bejaht, Redakteur Jörg Wolckenhaar war dabei. Es wirkten jetzt die von der CN umbenannten Beamten Horst Morpeter, Hans-Ludwig Poppe, Bert Felling, Wil Seyer und Klaus Rollnik mit.

„Mord, Kindesentführung, Bankraub, überhaupt alle Arten von Kapitalverbrechen haben wir schon in Cuxhaven gehabt, es gibt aber auch ruhige Zeiten“, meinte Wil Seyer. Hans-Ludwig Poppe entgegnete, dass gerade Delikte wie Einbrüche, Diebstähle und Schlägereien arbeitsintensiv und nervenaufreibend sind.

Bei der Fahrt durch die Fahrenholzstraße fiel eine etwa 30 köpfige Menge am Strassenrand auf. Die Gruppe benahm sich äußerst aggressiv und umringte einen VW-Käfer mit vier Insassen. Die Menge beruhigte sich aber schnell.“ Es ging um eine Frau“, erklärte der Beamte Felling.

Die Anwesenheit der Kripoleute im Milieu fiel auch in den Bereich Präventivmaßnahmen. Außerdem wurden Kontakte aufgewärmt und Informationen gesammelt. Man kannte seine Pappenheimer und führte auch Gespräche mit ehemaligen Tätern. Plötzlich ertönte das Funkgerät. Die Alarmanlage des Lagers eines Warenhauses am Grünen Weg hätte angeschlagen. Fehlalarm, vermutlich lösten starke Winde die hochempfindliche Alarmanlage aus.

Auch die Überprüfung von zwei Trampern in der Deichstraße verlief negativ. Was noch an diesem Tag geschah, stand in den „Cuxhavener Nachrichten“: „Ein Mann dringt in ein Wohnhaus in der Neuen Reihe ein und würgte eine um Hilfe schreiende Bewohnerin. Die Polizei nahm den Täter fest.“ Und wenige Tage später konnten die Cuxhavener folgende Überschrift in der CN lesen: „Die Cuxhavener Nachrichten waren bis in die frühen Morgenstunden mit der Kripo-Streife in Cuxhavens Straßen und Lokalen auf Tour“.