Von Stadt Hamburg bis zur Lorenz-Bar

Über Cuxhavens Stadtgrenzen hinaus war die Gaststätte und das Tanzlokal „Stadt Hamburg“ bekannt. 1912 wurde es nicht als Gaststätte, sondern als Hotel eröffnet. In den 20er-Jahren kaufte der Gastwirt Gottlieb Reitz das Gebäude und machte es zu einem Mittelpunkt in der Deichstraße, wo die Seeleute ein- und ausgingen.

Der Besitzer wechselte in den 30er-Jahren. Jetzt führten Eduard „Edu“ Zümendorf und seine Frau Anni die Lokalität. „Edu“ Zümendorf war neben seiner Tätigkeit als Gastronom auch als Boxtrainer der damaligen CSV-Boxstaffel aktiv. Es gelang ihm, eine gute Boxabteilung, die auch norddeutsche Meister stellte, aufzubauen.

Beliebt war „Stadt Cuxhaven“ auch wegen der Auftritte bekannter Cuxhavener Tanzkapellen. Ende der 60er-Jahre wurde das Tanzlokal umbenannt, es hieß jetzt „Top Ten“. Der dänische Unternehmer K. Jensen hatte das Lokal gepachtet und veranstaltete Oben-ohne-Aufführungen mit Go-Go-Girls aus Dänemark.

Der absolute Knaller, das Cuxhaven der 60er-Jahre hatte eine Sensation. Jensen verließ Anfang der 70er-Jahre Cuxhaven und eröffnete ein gleichnamiges Lokal auf der Hamburger Reeperbahn. Danach führte Dieter S. die Tanzgaststätte und nannte sie jetzt „ Zillertal“. Er hatte mit „Edu“ Zümendorf eines gemeinsam. Dieter S. stand in der Eingangstür und begutachtete seine Gäste.

Das „Zillertal“ war in der Anfangsphase ein beliebter Treffpunkt, hier konnte man ausgiebig schwofen bei Live- oder auch bei Discomusik. Schließlich ging auch die Ära „Zillertal“ zu Ende. Das Gebäude, eines der schönsten in der Deichstraße, wurde an die Freie Christengemeinde Elim verkauft.

Fast am Ende der Deichstraße, im Gebäude Nr. 40, befand sich das Restaurant „Costa Brava“, ein Frühstückslokal mit einem 24-Stunden-Betrieb. Besitzer war Manuel Abalo, der oft mit seinem Schäferhund auf der Deichstraße spazieren ging und einem netten Gespräch nie abgeneigt war. Zu den Stammkunden gehörten am frühen Morgen auch die „leichten“ Mädchen aus dem „Treffpunkt“. Die sorgten im Frühstückslokal immer für Stimmung.

Interessante Geschichten kann auch Hildegard Weinert erzählen. Hilde arbeitete hinter dem Tresen in einigen Gaststätten des Rotlichtmilieus. Sie erinnerte sich an einen Seemann, der nackt mit seinem Fahrrad durch das Rotlichtviertel fuhr und schließlich in einer Kneipe landete.

Ein Fischer erbte ein Luftgewehr und hatte nichts anderes zu tun, als mit dieser Waffe auf Straßenlaternen im Milieu zu schießen.

Weil er Probleme mit Kontrahenten hatte, wurde der Pkw eines Gastwirtes aufgebockt. Diesem Gastwirt entführten dieselben „Freunde„ wenige Wochen später den schwarzen Pudel. Das war damals den „Cuxhavener Nachrichten“ sogar eine Schlagzeile wert. Einen Tag später wurde der Hund in der Nähe des Hundebesitzers lebend aufgefunden. Der Gastwirt war überglücklich und weinte vor Freude.

Hilde erinnerte sich auch noch an eine Aktion in der Gaststätte „Schwäbischer Hof“ in der Neuen Reihe. Streit zwischen einem Wirt und einer Milieugröße. Dort gab es Streit zwischen dem Wirt und einer Milieugröße. Der Mann besorgte sich Kanonenschläge und sprengte damit das Toilettenbecken im WC.

Sehr bekannt war auch die „Lorenzbar“, gelegen an der Deichstraße zwischen dem Alten Deichweg und dem Slippen. Bruno Brandstätter hieß der erste Besitzer, der dieser Tanzbar zu Ansehen verhalf. Unvergessen bleibt ein Auftritt von Mel Jersey, der später mit seiner Partnerin das Duo Judith&Mel gründete

Nach Brandstätter übernahm der Schwiegersohn von M. Abalo, Seppl Zlaber, die Tanzbar. Hinter dem Tresen stand eine Frau, die alle Männerherzen höherschlagen ließ. Karin Dust, gut aussehend, sehr charmant, eine angenehme Gesprächspartnerin. Besonders montags hielten sich in der Bar viele Frauen auf. Das hatte einen Grund - es war „Lady night“ und jede Frau konnte an diesem Abend für fünf Mark so viel trinken wie sie wollte.

Zlaber besaß neben der Lorenz-Bar auch eine Diskothek, die durchaus mit Diskotheken im Stadtgebiet konkurrieren konnte. In dem 1922 gebauten Haus Deichstraße 23 befanden über Jahrzehnte die Büro- und Kundenräume der Ortskrankenkasse. Hier errichtete er die Disco „Torremolinos“ und erfreute damit so manchen Cuxhavener Diskotänzer.

Beides, „Lorenz- Bar“ und „Torremolinos“ gibt es heute nicht mehr. Die Gebäude stehen noch, mit einem „Restaurant“ und einer „Spielothek“.