Erinnerungen an vergangene Zeiten

Dieter Weiß wohnt im Alten Deichweg
Peter Heins kann sich gut erinnern
Jan Bühner kommt aus der Heinrichstraße

Aufgewachsen in der Heinrichstraße kann sich Dr. Jan Bühner, 1. Vorsitzender des Shanty-Chores Cuxhaven und der Segler- Vereinigung Cuxhaven noch gut an seine Kinderund Jugendzeit erinnern. Er erzählte, dass in früheren Jahren die Kurze Straße, eine Verbindung zwischen Schiller- und Marienstraße, aufgrund ihrer Abschüssigkeit im Winter als Eisbahn benutzt wurde. Die jungen, aber auch älteren Schlittschuhfahrer hatten hier mit Begeisterung ihren Eissport betrieben.

Natürlich kannte er auch „Oskars Imbiss“, wo er als Gymnasiast des öfteren eine Bratwurst kaufte. Auch an die Gaststätte „Elbe 1“ am Alten Deichweg kann sich Dr. Jan Bühner noch erinnern. Jedesmal, wenn er dort vorbeiging, kam ihm ein Höllenlärm entgegen, verursacht durch die laute Musikbox, denn die Lokaltür war meistens geöffnet. Die neu aufgehängten Gardinen waren nach wenigen Tagen schwarz, bei einer zünftigen Raucherkneipe nichts Besonderes.

Um 1900 entstand neben der Gaststätte „Elbe 1“ ein Gebäudekomplex, in dem später das Niedersächsische Hafenamt untergebracht war. 1983 wurde das Haus abgerissen. Dr. Jan Bühner wusste noch, dass in den 50er Jahren, sehr zur Freude der Kinder, auf dem Hinterhof des Gebäudes ein sogenannter „Mini-Fleckenmarkt“ stattfand.

Der 86-Jährige Peter Heins, der immer noch mit seinem Sohn Jens in der Marienstraße/ Ecke Kurze Straße ein Orthopädie-Schuhtechnikergeschäft betreibt, wohnt nur wenige Meter von dem ersten öffentlichen Nachkriegsbordell „Treffpunkt“ entfernt. Er erinnerte sich, dass sich vor der Bordelleröffnung in dem Gebäude Fahrenholzstraße 15 eine Tanzgaststätte befand. Besitzer Fritz Lässig hatte keine Kosten und Mühen gescheut, hier eine Tanzfläche zu schaffen, die einmalig in Cuxhaven war. Peter Heins konnte sich noch an den Tanzboden mit dem bunten „Flackerlicht“ erinnern.

Heins kannte auch den Bordellbesitzer Jupp Wüstermann, denn er war ja quasi sein Nachbar. Wenn die Damen ihre „High heels“ oder Lackstiefel reparieren lassen wollten, kamen sie zu Peter Heins, es waren nicht nur deutsche Prostituierte, sondern auch Österreicherinnen. Vater Peter Heins beauftragte immer seinen noch jugendlichen Sohn Jens die reparierten Schuhe im Bordell an der Eingangstür abzugeben. Dann gab es für Jens immer ein fürstliches Trinkgeld.

Jens kannte auch einen Fischdampferkapitän, der förmlich im „Puff“ versackte und dort seine gesamte Heuer ließ. Nach drei Tagen war Schluss mit lustig, jetzt musste er wieder mit seinem Dampfer hinaus auf die Nordsee. Seesäcke mit Wäsche einfach in den Laden geschmissen.

Ein weiterer langjähriger Bewohner des Viertels ist Dieter Weiß, der zusammen mit seiner Frau Heidi am Alten Deichweg 2 ein Hotel betreibt. Das Haus wurde um 1900 gebaut, der Bäcker Johann Spreckels war erster Eigentümer, später übernahm Familie Weiß das Gebäude und richtete dort zunächst eine Wäscherei ein. Dieter Weiß erinnerte sich, dass die Seeleute, die nach drei Wochen mit ihren Fischdampfern den Hafen anliefen, die Seesäcke mit der schmutzigen Wäsche einfach so in den Laden schmissen, um sich dann anschließend für eine gewisse Zeit in den Lokalitäten oder dem Bordell im Rotlichtviertel zu amüsieren. Die riesigen Pakete mit der sauberen Wäsche brachte er dann zur Heuerstelle der „Nordsee-Reederei“, das Geld wurde gleich angezahlt.

Eines Nachts wachte er durch das Klirren von Glas auf. Dieter Weiß und sein Vater stellten fest, dass sämtliche Scheiben im Parterre des Hauses eingeschlagen waren. Offensichtlich hatte der Täter zum Einschlagen nur die Faust benutzt, denn an den eingeschlagenen Scheiben erkannte man viele Blutspuren. Vater Weiß konnte den Fall schließlich klären. Blutspuren führten in die Gaststätte „Nordpol“ Die Blutspuren endeten in der Gaststätte „Zum Nordpol“ Ecke Marien-/Fahrenolzstraße. Dort saß der Täter, der schließlich der Polizei übergeben wurde. Zu Dieter Weiss kamen auch die „Wäschekunden“, um sich vor Auslaufen ihres Schiffes zu verabschieden. Davor graute ihm jedesmal. „Die hatten einen Händedruck, dass einem angst und bange wurde“ sagte er.