Ein Ausflug nach Papenburg

Bericht von Uwe Giesecke

Was treibt den Verkehrs- und Bürgerverein Stickenbüttel im Spätsommer 2014 nach Papenburg?

Zwei Dinge: das größte bislang in Deutschland gebaute Kreuzfahrtschiff, die "Quantum of the Seas", und die reizvolle schon ein wenig herbstlich erscheinende Landesgartenschau.

Abfahrt am Donnerstag, dem 18. September war kurz nach 7 Uhr, als ein flotter Cuxliner unsere Stickenbütteler Truppe am Brockeswalder Weg an Bord nahm. Weitere Mitreisende wurden in Döse und im Zentrum aufgelesen und dann ging's los: Wilfried Schriefer streichelte das Lenkrad und dosierte das Gas. Ingeborg Maass brachte uns während der knapp dreistündigen Fahrt Landschaften und Städte näher.

Nach flotter Fahrt auf der A 27 an Bremerhaven vorbei ging es durch den Wesertunnel und die Wesermarsch in die wunderschöne Parklandschaft des Ammerlands. Nachdem der Jahrhunderte betriebene Torfabbau inzwischen keine herausragende Rolle mehr spielt, ist das Ammerland heute mit mehr als 350 Baumschulen vor allem bei der Aufzucht von Rhododendron und Azaleen erfolgreich und Deutschland weit führend. Der ein oder andere Schaugarten war am Wegesrand zu sehen. Vielleicht das nächst Ausflugsziel?

Bei unserem zweiten Tunnel – dem unter der Ems – hatten wir richtig Glück, denn die Spur in Fahrtrichtung Leer war frei, die Gegenrichtung wurde saniert.
So erreichten wir zügig unser erstes Ziel in Papenburg, nahmen unsere "Führungskraft" für den Besuch der Meyer-Werft in Empfang und schon ging es zum Werftgelände.  Im Schatten der "Quantum of the Seas" war ein bisschen Wartezeit und Geduld angesagt, denn die Besuchergruppen gaben sich die Klinke in die Hand.

Endlich ging es los!

Exponate, Filme, Musterkabinen, Modelle der bei Meyer gebauten Schiffe und der Disney-Themenbereich entführten uns in die Welt des Schiffbaus. 215 Jahre Firmengeschichte ließen sich verfolgen. Im internationalen Vergleich gehört die Meyer-Werft zu den modernsten Werften. Im Mittelpunkt des Betriebes stehen die beiden überdachten Baudockhallen für Neubauten.

Das Bauprogramm umfasst Kreuzfahrtschiffe, Fähren und Gastanker. "Und die Auftragsbücher sind voll", erläutert unsere Führerin, "die "Quantum of the Seas" hat vor gar nicht langer Zeit Platz gemacht für das nächste Projekt der Quantum-Klasse, die "Anthem of the Seas". Aus unmittelbarer Nähe konnten wir uns von der Besuchergalerie aus über den Stand des Produktionsprozesses dieses weiteren Kreuzfahrtriesen überzeugen.

In der 504 m langen und 125 m breiten Halle des überdachten Baudocks 2 wächst der neue Kreuzfahrtriese seit der Kiellegung im November 2013 täglich ein paar Meter, bis die Gesamtlänge von 340 Meter erreicht ist.

"Nicht mehr lange und das Dock wird geflutet"

ergänzt unsere Begleiterin von der Meyer-Werft.

Dann wird die "Anthem" an dem Kai fest gemacht, an dem heute noch die "Quantum" liegt. Die wird schon in wenigen Tagen, vielleicht am 21. September, das Werftgelände verlassen und in die Nordsee überführt.

Drei "Nadelöhre" sind zu überwinden: die Dockschleuse bei Papenburg, die Friesenbrücke bei Weener und die Jann-Berghausbrücke bei Leer. Deren Durchfahrten sind nur wenig breiter als die Neubauten.

"Eine technische Meisterleistung der Lotsen und der Crew, die Unterstützung durch Wasserstand und Windrichtung braucht"

begeistert sich unsere Führerin.

"Allein 500.000 € kostet dieser Teil der Bauphase, die gehen bei den Gesamtkosten des Schiffbauprojekts in Höhe von ca. 700 Mio. € fast im Rauschen unter" ergänzt sie. "

3000 Mitarbeiter beschäftigt die Meyer-Werft, dazu kommen mehrere Tausend Mitarbeiter von Lieferanten und Zulieferern wie z.B. EMS PreCab, ebenfalls in Papenburg ansässig. Sie liefern die vollausgestatteten Kabinen für die Kreuzfahrtschiffe.

Nach zwei Stunden verließen wir die Meyer-Werft, voll mit bleibenden Eindrücken und vielen technischen Details. Manch einer träumt nun vielleicht ein bisschen intensiver von der nächsten Kreuzfahrt. Vielleicht mit der "Quantum of the Seas", ab dem Winter 2015 wird sie von Ft. Lauderdale, Florida, USA in die Karibik aufbrechen. 4188 Menschen, die heute noch träumen, werden dann als Gäste an Bord sein und von einer 1600 Mann starken Besatzung betreut und unterhalten werden.

Besuch der Landesgartenschau

Im Anschluss an den Ausflug in die Schiffstechnik startete ein echtes Kontrastprogramm; Besuch der Landesgartenschau. 187 blumige Tage in Papenburg gehen am 19. Oktober zu Ende. Gerade noch rechtzeitig für uns, um die nun herbstlich werdenden Schwerpunkte der Gartenschau zu erfahren.

In kleinen Gruppen erarbeiteten wir uns das Gelände zwischen der Blumenhalle in der Kesselschmiede der Alten Werft und der Parklandschaft des Hauptgeländes. Wer zum richtigen Zeitpunkt an der Alten Werft war, kam sogar in den Genuss einer Chorprobe auf der großen Freilichtbühne. Fremdsprachlich kam's rüber, reines Platt war's nicht, vielleicht ein bisschen Friesisch. Und der Gärtnermarkt "Tüdel & Tuin" lockte zum Erwerb der ein oder anderen Staude, Blumenzwiebel oder Dekoartikel.

Der Rückweg zum Hauptgelände mit der "MS Blühende Papenburg" – womit wir wieder beim Schiffbau wären - verlief entlang des Papenburger Hauptkanals, ein malerischer Kanal überspannt von vielen schmucken weißen Brücken. Der Hauptkanal ist eine der schönsten und ungewöhnlichsten Flaniermeilen des Nordens. Er stammt aus der Torfstecherzeit und ist die zentrale Achse, um die sich Papenburg zur Seehafenstadt entwickelte.

Vorbei an Meyer's Mühle, vielleicht noch schnell ein ofenfrisches Brot erworben, bot das Hauptgelände eine Vielzahl interessanter Eindrücke. Meine Lieblingsattraktion war das Schmetterlingshaus: wunderschöne bunte Falter begeistern jeden Besucher, vor allem wenn sie sich gelegentlich ein buntes Kleid oder Hemd zum Landeplatz auserkoren.

Viel zu schnell war der Nachmittag rum, denn schon um 16:30 Uhr war Treffen zur Rückfahrt angesagt – und sage und schreibe niemand war verloren gegangen. Wilfried, unser Fahrer, fand das Zündschloss wieder und in flotter Fahrt ging's über Leer zurück nach Cuxhaven.

Nach drei Stunden Fahrt endete für die Stickenbütteler Delegation ein mit vielen wunderschönen Eindrücken versehener Ausflug ins westliche Niedersachsen.

Das macht Lust auf mehr !!